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bei der heutigen Kommandoübergabe des Marinemusikkorps Kiel übergab Fregattenkapitän Friedrich Szepansky die Leitung an Kapitänleutnant Inga Hilsberg.
Nach 13,5 Jahren als Leiter des Marinemusikkorps in Kiel wurde Fregattenkapitän Szepansky durch den Leiter der Militärmusik, Oberst Lieder, mit dem heutigen Übergabeappell von der Leitung entbunden und geht Ende März in Pension.
Mit der zur Ruhe Setzung endet für Friedrich Szepansky eine lange Dienstzeit in der Bundeswehr, deren Anfang noch nicht im Zeichen der Musik stand. Nach dem Abitur 1978 führte die Wehrpflicht den gebürtigen Garmisch-Partenkirchener in das nahe gelegene Gebirgsjäger Bataillon 221. Zwar hatte er zu dem Zeitpunkt bereits Interesse an der Musik und spielte Klavier, sowie Geige, aber wohin genau die Reise gehen sollte, stand noch nicht fest.
Ein halbes Jahr Dienst beim Gebirgsmusikkorps in Garmisch änderten das, denn sie weckten das Interesse, sich für die Militärmusik zu verpflichten und ein Kapellmeister Studium in Düsseldorf zu absolvieren. Nach dem Abschluss folgten letztendlich insgesamt 10 Stationen quer durch die Bundesrepublik bis zur Versetzung als Leiter des Marinemusikkorps Kiel (damals Marinemusikkorps Ostsee).
Bei Dienstantritt in Kiel 2008 war der Alltag deutlich mehr geprägt durch Truppendienste, fasst Friedrich Szepansky zusammen. Viele Ein- und Auslaufen, Gelöbnisse und andere Appelle der umliegenden Standorte standen auf dem Plan. Doch auch Wege bis nach Greifswald und Stralsund wurden regelmäßig zurückgelegt, war es doch Gang und Gebe, dass bei Anlässen der Marine ausschließlich ein Musikkorps in Marine Uniform auf dem Platz zu stehen hatte!
Auch die Fluktuation im Orchester selbst war durch die auslaufende, aber noch vorhandene Wehrpflicht deutlich größer. Mehr Mannschaftsdienstgrade kamen für die Wehrpflicht ins Orchester, vergrößerten und bereicherten das Musikkorps.
Die vielen Reisen, Konzerte, Appelle und damit unzähligen Kontakte aus über einem Jahrzehnt allein mit dem Marinemusikkorps Kiel, führen Friedrich Szepansky zu der Aussage, dass die Musik der Bundeswehr das Standing „Wir sind Militärmusik!“ absolut mit Stolz und bewusst gesetztem Ausrufezeichen tragen sollte. Militärmusik ist kein reiner Selbstzweck der Bundeswehr für die Erhöhung der Feierlichkeit von Appellen, sondern vermag etwas entscheidendes zu leisten: Brücken zu bauen und Gespräche zu fördern.
In den Musikkorps sind bundesweit tolle, sehr gut ausgebildete Musikerinnen und Musiker mit Studienabschlüssen in Ihren Instrumenten, wodurch enorme musikalische Möglichkeiten entstehen, die es zu nutzen gilt.
Ebendiese Möglichkeiten mit Musik etwas zu bewegen, die Vielfalt und der Gestaltungsspielraum sind es, die bei Inga Hilsberg das Interesse für die Militärmusik weckten. Ein befreundeter Oberst legte ihr bereits 2009 nahe, doch zur Militärmusik zu wechseln, da das nach seinem Empfinden ganz hervorragend passen würde. Doch die zivilen Beschäftigungen als Dirigentin in Musicals und zuletzt als Chefdirigentin der Kölner Symphoniker und der Kammeroper Köln blieben vorerst Ihre musikalische Heimat. Vorerst!
Die Stellenausschreibung von der Bundeswehr für Kapellmeister und Kapellmeisterinnen hatte letztendlich Erfolg. Im Fall von Frau Hilsberg waren es dann keine 10 bundesweiten Stationen, bis zur Leitung des Marinemusikkorps Kiel, sondern circa 10 Monate Dienstzeit seit Eintritt in die Bundeswehr.
Als für Sie in Aussicht kam, es gehe im Anschluss an die Lehrgänge zum Marinemusikkorps nach Kiel, habe sie laut „Hurra“ geschrien, so sagt sie. Schließlich hat die gebürtige Berlinerin Wurzeln in Schleswig-Holstein - genauer gesagt in Itzehoe.
Gefragt, was die ersten Höhepunkte der Planung für die kommenden Monate seien, sagt Inga Hilsberg „Erstmal ankommen!“ und danach sobald irgend möglich Corona überwinden, um den Kameradinnen und Kameraden wieder das „go!“ zu geben, das zu tun, wofür sie ausgebildet seien: Musik zu machen!
Mit 27 Jahren beruflicher Erfahrung in der Musik, blicke sie voller Freude auf die Zeit mit dem Marinemusikkorps Kiel, so Inga Hilsberg.
Und auch, wenn der Vorhang in den letzten zwei Jahren „halb geschlossen war“ und sich Fregattenkapitän Friedrich Szepansky sein Ausscheiden aus der Bundeswehr denkbar anders vorgestellt und auf ein letztes richtiges Konzert am 14.02.2022 gehofft hatte, so freut auch er sich auf die selbstbestimmte Zeit die nun beginnt. Es ist, als verabschiede er sich aus einer großen Familie, mit der zusammen der Dienst stattgefunden hat, man gereist ist und vor allem musiziert hat. Aber trotzdem ist es auch „schön“ in diesen neuen Abschnitt zu gehen.
Das Gespräch führte Frank Behling (Kieler Nachrichten)
Text: Oberbootsmann Stefan Eisentraut (MMK Kiel)